Die Geschichte des Rhöndorfer Bürger- und Ortsvereins
Die Anfänge: Gründung des katholischen Bürgervereins
1868 schlossen sich engagierte Rhöndorfer Bürger zusammen, um den katholischen Bürgerverein ins Leben zu rufen. Rhöndorf, das zwar offiziell zu Honnef gehörte, hatte stets seinen eigenen Charakter bewahrt.
Die Vereinsstatuten waren bewusst schlicht gehalten. Im Zentrum stand das gesellige Miteinander, noch bevor der aufziehende Kulturkampf zwischen Katholiken und dem Preußenstaat seine Schatten warf. Hubert Schiffelmann, Lehrer der Rhöndorfer Schule, übernahm den Vorsitz.
Obwohl nur wenige Dokumente aus den ersten Jahrzehnten erhalten sind, steht fest: Der Verein prägte das katholische Leben im Ort, organisierte Theateraufführungen und andere gemeinschaftliche Veranstaltungen. Ein Interesse an äußerer Präsenz oder gar der Förderung des Fremdenverkehrs bestand damals nicht.
Der Wandel: Gründung des Orts- und Verkehrsvereins
Mit den verbesserten Verkehrsverbindungen und wachsendem Wohlstand begann der Tourismus am Rhein zu florieren. Die Eröffnung großer Hotels und die steigende Beliebtheit des Rheinlandes als Urlaubsziel brachten auch Rhöndorf neue Gäste. Hotels und Pensionen entstanden, und bald erkannte man das wirtschaftliche Potenzial des Fremdenverkehrs.
So wurde am 6. Februar 1908 der „Orts- und Verkehrsverein“ gegründet, dessen Ziel es war, das Ortsbild zu verbessern und Rhöndorf für Touristen attraktiv zu machen.
Die ersten Projekte: eine ansprechendere Gestaltung des Bahnhofs, bessere Verkehrsverbindungen und eine längere Erreichbarkeit des Telefonnetzes. Der Erfolg stellte sich schnell ein, und Rhöndorf wurde als „Luftkurort“ ein beliebtes Ziel für Erholungssuchende. Doch der Erste Weltkrieg brachte den aufblühenden Tourismus jäh zum Erliegen.
Die 1920er: Blütezeit und große Feierlichkeiten
Nach dem Krieg lebte Rhöndorf wieder auf. Besonders in den 1920er-Jahren erreichte der Fremdenverkehr seinen Höhepunkt. Ein bedeutendes Ereignis war die feierliche Errichtung des Ulanendenkmals im Jahr 1925.
Doch mit dem Zweiten Weltkrieg endete diese Epoche abrupt. Der Ortsverein wurde in den Gesamt-Honnefer Verkehrsverein eingegliedert, eigenständige Aktivitäten verschwanden. Auch der katholische Bürgerverein musste seine Tätigkeit stark einschränken.
Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach 1945 war an eine sofortige Wiederaufnahme der Vereinsarbeit nicht zu denken. Die materielle und seelische Not war zu groß. Doch mit der Gründung der Bundesrepublik 1949 kehrte neues Leben nach Rhöndorf zurück.
Am 25. November 1949 versammelten sich 51 Rhöndorfer im Hotel Löwenburg zur Wiedergründung des Ortsvereins. Peter Profittlich wurde zum Vorsitzenden gewählt. Ziel war es, Rhöndorfs Interessen gemeinsam mit dem Honnefer Kur- und Verkehrsverein wirkungsvoll zu vertreten.
Während der katholische Bürgerverein vor allem das kirchliche und gesellige Leben prägte – mit Kirmes, Karneval, Prozessionen und wohltätigen Aktionen –, konzentrierte sich der Ortsverein auf Infrastruktur und Tourismus.
Doch in den 1960er-Jahren geriet der Ortsverein in eine Krise. Der Tod von Peter Profittlich (1963), das Scheitern der geplanten Seilbahn und der strukturelle Wandel im Tourismus – viele Hotels schlossen ihre Pforten – ließen den Verein an Bedeutung verlieren. Der Traum vom Luftkurort Rhöndorf war gescheitert.
Ein Neuanfang: Zusammenschluss zum Bürger- und Ortsverein
1974 vereinigten sich die beiden Vereine. Seitdem steht der Bürger- und Ortsverein für das Wohl Rhöndorfs. Der Ort hat nie seinen Charme verloren, getragen von seinen drei großen Pluspunkten: dem Rhein, dem Siebengebirge und Konrad Adenauer.
Der Verein kümmert sich um die Bewahrung des Ortsbildes, um Blumen, Bänke und Baumaßnahmen, aber auch um Traditionen wie Kirmes, Martinszug und Weihnachtsmarkt. Immer wieder werden auch brisante Themen angegangen: Verkehrsplanung, Bebauung, Wegezustand – alles, was Rhöndorf betrifft.
Vieles wurde erreicht, doch die Arbeit geht weiter. Eines steht fest: Der Bürger- und Ortsverein ist kein Beispiel für „typische“ Vereinsmeierei. Er lebt nicht um seiner selbst willen, sondern für Rhöndorf.
Ein Zitat aus einem Protokoll von 1953 bringt es auf den Punkt:
„Möge es immer so bleiben, dass unsere Gemeinschaft eine große Familie werde, zum Nutzen für uns und unseren Ort.“
Oder, wie es auf der alten Fahne des katholischen Bürgervereins heißt:
„Arbeit ist des Bürgers Zierde – Segen ist der Mühe Preis.“